Was triggert dich? – 8 Alltagssituationen und mögliche Ursachen

von Ragnhild Struss
1. Jemand unterbricht dich – und du reagierst übermäßig verletzt oder wütend.
- Du hast früher häufig erlebt, dass deine Stimme nicht gehört oder ernst genommen wurde.
- Vielleicht wurdest du als Kind übermäßig kritisiert oder ignoriert.
- Eventuell kämpfst du mit dem Gefühl, nicht wichtig genug zu sein.
- Dieser Trigger könnte darauf hinweisen, dass du dir eigentlich wünschst, gesehen, respektiert und gehört zu werden.
2. Ein Kollege reißt die Präsentation an sich und sonnt sich im Applaus.
- Du hast gelernt, dich immer zurückzuhalten und bescheiden zu sein.
- Sichtbarkeit und Selbstbewusstsein wurden dir vielleicht als überheblich oder negativ vermittelt.
- Du sehnst dich möglicherweise danach, deine eigene Kompetenz sichtbarer zu machen, traust dich aber nicht.
- Dieser Trigger kann eine versteckte Sehnsucht nach Anerkennung und Ausdruck widerspiegeln.
3. Jemand sagt kurzfristig ab, weil er Selfcare braucht – und du denkst sofort: „Stell dich nicht so an.“
- Du erlaubst dir selbst keine Pausen, weil du gelernt hast, dass man „funktionieren“ muss.
- Du hast innere Antreiber wie „Sei stark“, „Mach keine Fehler“ oder „Ruh dich nicht aus“ verinnerlicht.
- Möglicherweise bist du neidisch darauf, dass andere sich so selbstverständlich erlauben, für sich zu sorgen.
- Dein Trigger könnte zeigen, dass du dein eigenes Bedürfnis nach Ruhe und Selbstfürsorge unterdrückst und wieder Raum dafür schaffen solltest.
4. Eine Person ist chaotisch, spontan, kreativ – und du findest das absolut unprofessionell.
- Du warst als Kind vielleicht selbst verspielt, spontan oder kreativ, durftest diese Seite aber nicht behalten.
- Dir wurde beigebracht, dass Struktur und Leistung über Kreativität stehen.
- Deine Reaktion könnte Ausdruck einer inneren Trauer über den Verlust deiner eigenen Leichtigkeit und Verspieltheit sein.
- Dieser Trigger lädt dich ein, deine verloren geglaubten kreativen Anteile wieder einzuladen.
5. Du fühlst dich von Kritik sofort persönlich angegriffen.
- Dir wurde vermittelt, dass Fehler und Schwäche „nicht erlaubt“ sind.
- Dein Selbstwertgefühl ist möglicherweise stark von äußerer Anerkennung abhängig.
- Hinter deiner empfindlichen Reaktion könnte eine innere Stimme stecken, die sagt: „Du bist nicht gut genug.“
- Dein Trigger könnte ein Hinweis darauf sein, den eigenen Wert von äußerer Bewertung unabhängiger zu machen und Selbstakzeptanz zu entwickeln.
6. Menschen setzen klare Grenzen – und du fühlst dich zurückgewiesen oder abgelehnt.
- Vielleicht hast du früh gelernt, dass Liebe und Akzeptanz davon abhängen, dass du immer verfügbar bist.
- Du empfindest Grenzen anderer als persönliches „Nein“ gegen dich, weil dir Grenzen möglicherweise als Liebesentzug vermittelt wurden.
- Du fühlst dich dadurch nicht wertgeschätzt oder wichtig genug.
- Dieser Trigger könnte dich darauf aufmerksam machen, dass du lernen darfst, Grenzen als gesunden Ausdruck von Selbstfürsorge und Respekt zu akzeptieren – auch für dich selbst.
7. Jemand feiert offen seinen Erfolg – und du denkst: „So viel Ego...“
- Du hast gelernt, eigene Erfolge klein zu machen oder Bescheidenheit als höchste Tugend zu betrachten.
- Möglicherweise fühlst du Neid auf die Freiheit anderer, Stolz offen zu zeigen.
- Du traust dich selbst nicht, deine Leistungen offen zu feiern, aus Angst vor Ablehnung oder Neid.
- Dieser Trigger könnte dich ermutigen, dich und deine Erfolge selbstbewusst und authentisch anzuerkennen.
8. Du siehst Paare oder Freundesgruppen und fühlst dich sofort ausgeschlossen oder eifersüchtig.
- Ein alter Schmerz, nicht dazuzugehören oder nicht wichtig genug zu sein, wird aktiviert.
- Möglicherweise hattest du als Kind oder Jugendliche:r das Gefühl, nicht gesehen oder integriert zu werden.
- Es könnte eine tiefere Sehnsucht nach echter, tiefer Verbindung in deinem Leben existieren.
- Dieser Trigger könnte dir zeigen, dass du bewusst mehr Verbindung zu dir selbst und zu Menschen, die dir wirklich guttun, herstellen darfst.
Mini-Check zum Mitnehmen:
Beantworte spontan:
- Was nervt dich an anderen „unverhältnismäßig“?
- Was davon vermeidest oder verbietest du dir selbst?
- Was hast du früher geliebt – aber dir irgendwann abgewöhnt?
- Welche Eigenschaften bewunderst du heimlich – obwohl du sie ablehnst?
- Und was darf man dir auf keinen Fall sagen, ohne dass du innerlich explodierst?
04.05.2025