#Persönlichkeitsentwicklung

Der wunde Punkt: Was ist Ihre psychische Achillesferse?

Der wunde Punkt: Was ist Ihre psychische Achillesferse?

Jeder Mensch hat einen oder mehrere Bereiche, in denen er besonders leicht verletzlich ist. Ragnhild Struss verrät, woher unsere wunden Punkte rühren und wie wir diese „Urwunden“ heilen können.

Manche Menschen sind sehr sensibel und schnell reizbar, während andere ein wesentlich „dickeres Fell“ zu haben scheinen. Trotzdem ist allen etwas gemeinsam: ein wunder Punkt, diese neuralgische Stelle, an der man besonders verletzlich ist. Aus psychologischer Sicht verbirgt sich dahinter ein ungelöstes Problem aus der Vergangenheit. Der wunde Punkt hat sich aus unseren Kindheitserfahrungen heraus entwickelt und entspricht in gewissem Sinne einer Art „Urangst“ bzw. stellt eine „Urwunde“ dar. Wie reagieren wir, wenn wir in unserem wunden Punkt getroffen werden? Welche unterschiedlichen wunden Punkte gibt es bei verschiedenen Menschen? Und wie können wir damit umgehen und das Urproblem heilen?

Über wunde Punkte und deren Entstehung

Unser wunder Punkt entwickelt sich in unserer Kindheit, meist weil irgendeines unserer Grundbedürfnisse von unseren Eltern und/oder anderen Bezugspersonen nicht in dem Maße erfüllt wurde, wie wir es gebraucht hätten, und wir uns in Folge hilflos oder verlassen gefühlt haben, Existenzängste hatten oder uns als sehr klein, unwichtig oder nicht gesehen empfanden. Die Basis kann auch ein Missverständnis sein oder eine einmalige traumatische Situation, aufgrund der wir eine Urangst bzw. einen Komplex entwickelt haben.

Beispiel: Ein Kind hat wiederholt die Erfahrung gemacht, dass andere seine Grenzen überschreiten und in seine Privatsphäre eindringen. So hat seine Mutter etwa einfach sein Tagebuch gelesen, ist immer ohne anzuklopfen in sein Zimmer eingetreten und hat vor anderen über private Themen ihres Kindes gesprochen. Dieses Kind hat daraufhin als Urwunde eine extreme Empfindlichkeit auf Eindringen in seine Privatsphäre entwickelt: Als Folge kann dieser Mensch als Erwachsener Probleme damit haben, mit anderen Personen Wohnraum zu teilen, oder er reagiert stark darauf, wenn jemand ungefragt sein Eigentum verwendet.

Ein weiteres Beispiel: Im Elternhaus eines Kindes zählte nach seinem Empfinden nur messbare Leistung, um die Liebe seiner Eltern zu erlangen – Noten, Preise, Auszeichnungen. Das Kind fühlte sich andauernd darauf gedrillt, noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Schnitt es weniger gut ab, reagierten die Eltern abweisend – für das Kind fühlte sich das an wie ein Liebesentzug. Als Erwachsener kann dieser Mensch es aufgrund seiner Urwunde nicht ertragen, zu „verlieren“ oder bei etwas nur der „zweite Sieger“ zu sein, weil sein inneres Kind sich dadurch so fühlt, als sei es nicht liebenswert.

Immer wenn wir als Erwachsene in unserem individuell schwachen Punkt verletzt werden, können wir in eine sogenannte Komplexepisode verfallen: Wir reagieren in der jetzigen Situation im Grunde genommen auf die alte Problemsituation, als wir unsere sozialen Bedürfnisse als nicht erfüllt erlebt haben. 

Woran erkennt man einen wunden Punkt in sich und an anderen? 

Ein guter Hinweis auf unseren wunden Punkt ist, was andere uns sagen müssen, damit wir uns besonders gestresst fühlen. Was hören Sie am wenigsten gern, was macht Sie sauer oder stimmt Sie ungewöhnlich emotional? Ist es eher „Sei nicht immer so hart / laut!“ oder „Du weißt doch nie, was du willst!“ oder „Mach dich doch mal locker, sei nicht so spießig!“ oder „Na, jetzt bist du aber wieder überempfindlich!“ …? Auch bestimmte Verhaltensweisen anderer, die uns auf die Palme bringen, sind ein guter Wegweiser zu unserer Urwunde, zum Beispiel wenn wir das Gefühl haben, jemand sagt uns nicht die ganze Wahrheit oder kritisiert uns oder bremst uns aus oder nimmt uns nicht ernst etc. 

Ganz allgemein lässt sich ein getroffener wunder Punkt daran erkennen, dass eine Person überproportional emotional wird und ihre starken Emotionen die rationale Wahrnehmung blockieren. Da sie kaum noch klarsehen kann, wie die tatsächliche Situation im Hier und Jetzt aussieht, reagiert sie quasi wie „auf einem Trip“, von dem sie offenbar nicht runterzubringen ist. Sie verhält sich extrem und versteht meist selbst gar nicht wirklich, warum sie sich so intensiv verletzt fühlt. Die Interaktion mit ihrem Gegenüber betrifft im Grunde genommen nicht denjenigen selbst, sondern er oder sie ist nur Stellvertreter für den Menschen, der damals bestimmte Gefühle in der Person ausgelöst hat. Und genauso fühlt sich das Gegenüber auch: Es versteht überhaupt nicht, was ihm da entgegenkommt.

Es ist wichtig, die eigene Urwunde zu erkennen. Denn solange wir sie nicht heilen, werden wir in verschiedenen Situationen immer wieder überreagieren und uns schlimm fühlen. Vor allem lassen sich Probleme ohne Wissen um unsere neuralgischen Punkte nicht wirklich lösen: Wenn beispielsweise im Job etwas passiert, was uns in unserer Urverletzung triggert, reagieren wir gar nicht wirklich auf das bestehende Problem, sondern auf eine schlimme Erfahrung aus unserer Kindheit. Wenn also eine Kollegin der Person aus dem oben genannten Beispiel ungefragt die Kopfhörer desjenigen ausleiht und die Person daraufhin „ausrastet“, wird niemand auf Basis der aktuellen Situation diese „Überreaktion“ verstehen und einordnen können. Nur das Wissen der Person um ihren individuellen Kindheitskomplex liefert eine Erklärung für dieses Verhalten und folglich eine Lösung des Problems, zum Beispiel indem die Person an ihre Kollegen kommuniziert, dass es ihr extrem wichtig ist, vorab gefragt zu werden, bevor jemand ihre Dinge benutzt. Ein weiteres Beispiel: Eine Person könnte die Kritik ihrer Vorgesetzten überinterpretieren und sich deswegen überproportional schlecht fühlen, weil die Situation sie an ein Elternteil und das wiederholte Erleben von Kritik und öffentlicher Bloßstellung in der Kindheit erinnert. 

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Fazit

Wann immer Sie besonders intensiv auf bestimmte Situationen, Kommentare oder Verhaltensweisen anderer reagieren, können Sie sich fragen, was da in Ihnen getriggert wurde bzw. wo Ihr wunder Punkt liegt. Es ist auch immer sinnvoll sich zu fragen, ob die eigene Reaktion angemessen zur aktuellen Situation ist oder ob sie eigentlich nur „alte Wunden“ aufreißt und es eher darum geht. Wenn Sie den neuralgischen Punkt erkennen, können Sie sich systematisch mit ihm beschäftigen, damit Sie in der nächsten Situation nicht in den Autopiloten des Komplexes schalten, sondern adäquat und als Herr*in all Ihrer Sinne agieren können. Mit viel Selbsterkenntnis, Geduld und Selbstfürsorge gelingt es, unsere Urwunden zu heilen und in aktuellen herausfordernden Interaktionen freier zu agieren sowie Stress-Situationen positiv zu gestalten.

Wer noch tiefer ins Thema einsteigen möchte, findet im Folgenden eine Auflistung möglicher Urwunden. 

Verschiedene Arten wunder Punkte

Jeder Mensch kann sich mit einer oder mehreren typischen wunden Punkten besonders identifizieren. Achten Sie darauf, welche der folgenden neun Beschreibungen etwas in Ihnen auslöst bzw. Ihnen bekannt vorkommt. Außerdem finden sich für jede Art von wundem Punkt Tipps zur Entwicklung, um die Urwunde zu heilen. Vergessen Sie dabei nicht: Es ist keineswegs so, dass ein bestimmtes Verhalten der Eltern monokausal einen Komplex verursacht, sondern dieser entsteht vor allem dadurch, dass das Kind eine subjektive Interpretation des Verhaltens vornimmt und so bestimmte Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster entwickelt.


Wunder Punkt „Ich bin unvollkommen, schlecht oder böse“

Als Kinder haben diese Menschen den Umgang in ihrem Elternhaus so interpretiert, dass an sie sehr hohe Ansprüche gesetzt wurden und sie sich – oft als ältestes Geschwisterkind – in der Verantwortung sahen, besonders brav und vorbildlich zu sein, um ihren Platz in der Familie zu sichern und die Liebe der Eltern zu generieren. Gefühlt wurden sie für Fehler kritisiert und zur Perfektion erzogen. Entsprechend haben sie auch als Erwachsene noch extrem hohe Ansprüche, ob in moralischen Fragen oder Qualitätsanforderungen, und sind selten mit sich oder anderen zufrieden, kann man doch alles immer noch besser machen. 

Ihr wunder Punkt wird getriggert, wenn sie sich kritisiert fühlen (da sie bereits so selbstkritisch sind, stets die Kontrolle behalten und immer alles richtig machen wollen, trifft sie das hart), wenn sie das Gefühl haben, als moralisch fragwürdig dargestellt zu werden oder wenn man ihnen „Mach dich doch mal locker.“ sagt.

Diese Menschen können ihre Urwunde heilen, indem sie großzügiger mit sich selbst werden und ihrem inneren Kritiker eine wohlwollende Stimme gegenüberstellen. Sie können Mantren wie „Gut ist gut genug.“ verinnerlichen, um von ihrem Perfektionszwang wegzukommen. Dann gelingt es ihnen auch, die Kritik an der Sache nicht mit Kritik an ihrer Person zu verwechseln.  


Wunder Punkt „Ich werde nicht um meiner selbst willen geliebt, sondern nur, wenn ich mich für andere aufopfere“

Als Kinder haben diese Menschen oft bereits viel Verantwortung getragen und als kleine Helfer*innen Geschwister oder gar ihre Eltern „versorgt“. Sie haben gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen, dafür aber anderen Menschen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen, um sich geliebt und sicher zu fühlen. Als Erwachsene sind sie weiterhin überaus hilfsbereit (auch ungefragt) und fühlen sich zurückgewiesen, wenn sie das Gefühl haben, ihre Hilfe werde nicht benötigt oder nicht durch entsprechende Dankbarkeit gewürdigt.

Ihr wunder Punkt wird getriggert, wenn sie bemerken, dass sie die ganze Zeit helfen und sich aufopfern, vom Gegenüber dafür aber keine „Liebe“ bzw. Wertschätzung zurückkommt.

Diese Menschen können ihre Urwunde heilen, wenn sie lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen, anderen zu kommunizieren und Grenzen zu setzen, und wenn sie einen von anderen unabhängigeren Selbstwert entwickeln, also nicht ständig auf positive Rückmeldung von außen warten. 


Wunder Punkt „Ohne Leistungserbringung bin ich wertlos“

Als Kinder haben diese Menschen die Erfahrung wie im zweitgenannten Beispiel weiter oben gemacht: Den Eltern schien in der kindlichen Wahrnehmung vor allem wichtig zu sein, dass „Äußerlichkeiten“ stimmen, das Kind also hervorragende Leistungen erzielt, gut angezogen ist und aussieht etc. Auch als Erwachsene bleiben diese Menschen ihrem Muster treu, ihren Selbstwert über Erfolge, zum Beispiel im Arbeitsleben, und einen überzeugenden Auftritt zu generieren.

Ihr wunder Punkt wird getriggert, wenn sie Misserfolge erleben und sich und anderen nicht über Ehrgeiz und Arbeit ihren Wert beweisen können. Sie wissen oft gar nicht, wer sie abgesehen von ihrer Leistung und ihrer nach außen gezeigten erfolgreichen Persona eigentlich sind.

Diese Menschen können ihre Urwunde heilen, indem sie mehr Dinge tun, die nichts mit Außendarstellung und Prestige zu tun haben, zum Beispiel ein nicht wettbewerbsorientiertes Hobby, das sie aus reiner Freude nur für sich ausüben, oder bedeutungsvolle private Beziehungen. Sie können sich außerdem anderen Menschen mehr öffnen und auch ihre Ängste und Unsicherheiten teilen, statt die perfekte Fassade um jeden Preis aufrechtzuerhalten.


Wunder Punkt „Ich bin bedeutungslos und nichts Besonderes“

Als Kinder haben diese Menschen das Gefühl gehabt, anders als ihre Bezugspersonen zu sein, und haben sich in Folge oft missverstanden gefühlt. Entsprechend haben sie ihre gesamte Identität um diese Vorstellung herum aufgebaut, dass sie „etwas Besonderes“ sind und sich von anderen Menschen unterscheiden. Auch als Erwachsene steigern sie sich oft in ihre (vorgestellte) Andersartigkeit hinein und wollen alles auf ganz eigene Art machen, um sich von der Norm zu unterscheiden.

Ihr wunder Punkt wird getriggert, wenn ihnen gespiegelt wird, dass sie „normal“ bzw. nichts Besonderes seien. Denn tief in ihrem Inneren haben sie Angst unzulänglich zu sein – wird ihnen dann ihre Fantasie genommen, „dafür aber speziell“ zu sein, fühlen sie sich zutiefst in ihrem Selbstwert erschüttert.

Diese Menschen können ihre Urwunde heilen, indem sie von der Vorstellung loslassen, nicht dazuzugehören und sich durch Andersartigkeit abgrenzen zu müssen. Es hilft ihnen auch, wenn sie sich weniger ihren intensiven Emotionen und oft dramatischen Fantasiewelten hingeben, sondern einen realistischeren Blick auf sich und andere vornehmen und ihre wirklichen Stärken erkennen.


Wunder Punkt „Ich bin inkompetent oder abhängig und werde von anderen vereinnahmt“

Als Kinder haben diese Menschen die Erfahrung wie im ersten oben genannten Beispiel gemacht: Es kamen ihnen so vor, als würden ihre Eltern sie vereinnahmen oder ihre Privatsphäre nicht respektieren, sodass sie sich immer mehr in sich selbst und ihre geistige Welt zurückgezogen haben. Als Erwachsene haben sie dann verinnerlicht, dass Beziehungen zu anderen sie auslaugen, weshalb sie möglichst unabhängig sein wollen und sich ständig Wissen aneignen, um den Anforderungen der Welt gewachsen zu sein. 

Ihr wunder Punkt wird getriggert, wenn „in sie eingedrungen“ wird, also andere ungefragt in ihre Privatsphäre eingreifen oder emotionale Äußerungen von ihnen erwarten, und wenn sie sich bei etwas nicht kompetent fühlen (das Kompetenzgefühl verleiht ihnen Sicherheit). 

Diese Menschen können ihre Urwunde heilen, indem sie sich für Beziehungen öffnen und neu lernen, dass sozialer Kontakt nicht automatisch zu einer Erschöpfung ihrer Ressourcen führt. Sie können außerdem versuchen, weniger in ihrem Kopf zu leben und alles zu durchdenken, sondern mehr zu handeln und auf physischer Ebene einen besseren Selbstwert zu entwickeln.


Wunder Punkt „Ich gehöre nicht dazu, bin nicht in Sicherheit und komme ohne Unterstützung nicht zurecht“

Als Kinder haben diese Menschen meist schon von ihren Eltern die Einstellung übernommen, die Welt sei ein gefährlicher Ort und man müsse sich immer auf das Schlimmste gefasst machen. Oft wurden diese Kinder dadurch sehr unsicher und entwickelten die Angst, ohne die Eltern nicht zurechtzukommen. Auch als Erwachsene sind sie noch sehr auf Vorsicht und Sicherheit bedacht, suchen Antworten eher im Außen statt sich selbst zu vertrauen und richten ihren Fokus eher auf Risiken als auf Chancen.

Ihr wunder Punkt wird getriggert, wenn ihnen Dinge zu gefährlich erscheinen und sie sich und/oder ihre Lieben unberechenbaren Risiken ausgesetzt sehen. Im Job und privat kann das dann dazu führen, dass sie sich Veränderungen verweigern, die Rolle des Bedenkenträgers einnehmen und andere als unverantwortlich darstellen. Außerdem werden sie selbst in ihrem Handeln sehr gehemmt und können nur noch schwer Entscheidungen treffen.

Diese Menschen können ihre Urwunde heilen, indem sie Vertrauen in sich, andere Menschen und die Welt kultivieren. Sie müssen lernen, ihre Komfortzone auch mal zu verlassen und etwas zu wagen. Außerdem können sie sich klarmachen, dass Dinge selten so schlimm kommen, wie sie es sich vorab in ihrem Kopf ausmalen. 


Wunder Punkt „Ich werde eingeschränkt, bin von Möglichkeiten auf Spaß und Freude abgeschnitten und versinke im Schmerz“

Als Kinder haben diese Menschen den Glaubenssatz entwickelt, dass jedwede Form von Leid und Kummer unangebracht ist und es vor allem Positivität ist, die ihnen Existenz und Liebe sichert. Oder diese Menschen waren eher auf sich allein gestellt und haben gelernt, sich selbst Freude zu verschaffen und eine vielleicht nicht so rosige Ausgangslage in ihrer Wahrnehmung ins Positive umzudeuten. Entsprechend sind sie auch als Erwachsene ganz auf die positiven Aspekte des Lebens ausgerichtet, lenken sich bei negativen Empfindungen sofort ab und brauchen das Gefühl, dass es immer weitere schöne Möglichkeiten gibt. Langeweile ertragen sie nicht und packen sich ihren Terminkalender daher immer sehr voll mit vergnüglichen Aktivitäten.

Ihr wunder Punkt wird getriggert, wenn sie sich „festgehalten“ fühlen, beispielsweise in einem langweilig gewordenen Job oder einer nicht mehr erfüllenden Beziehung. Auch können sie meist mit Schmerz bei sich oder anderen nicht gut umgehen und fliehen oder versuchen zwanghaft, die Stimmung mit Humor aufzulockern. In ihrer Suche nach positiven Erfahrungen werden sie oft rastlos und sind mit ihren Gedanken immer nur in der Zukunft.

Diese Menschen können ihre Urwunde heilen, indem sie ihr Leben entschleunigen und üben, mehr den aktuellen Moment zu genießen, statt ständig getrieben Pläne zu schmieden. Sie können lernen, auch negative Empfindungen wahrzunehmen und zuzulassen und nicht von allem ein bisschen zu wollen, sondern durch Tiefe und langfristige Beschäftigung mit einem Thema das Gefühl von Intensität und Freude zu erlangen.


Wunder Punkt „Ich werde von anderen dominiert oder hintergangen“

Als Kinder hatten diese Menschen das Gefühl, in einer oft ungerechten Welt vorschnell erwachsen werden oder sich auf die eine oder andere Weise „alleine durchschlagen“ zu müssen. Sie haben gelernt, dass Weichheit und Sanftmut sie nicht weiterbringen, sondern man sich damit nur angreifbar macht, und sich entsprechend eine herausfordernde, eher harte Art gegenüber anderen angeeignet, um dem Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins zu entgehen. Auch als Erwachsene zeigen sie gerne anderen, wer „der Boss“ ist, und halten ihre Mitmenschen auf Distanz, um ja nicht angreifbar zu sein. Sie hegen oft Misstrauen gegenüber anderen.

Ihr wunder Punkt wird getriggert, wenn sie das Gefühl haben, ihre Unabhängigkeit sei gefährdet oder jemand hintergehe oder manipuliere sie und/oder bringt nicht seine volle Leistung. Da sie Betrug und Schwäche hassen, reagieren sie darauf mit intensiven Emotionen und können sehr einschüchternd agieren. Allgemein laden sie sich selbst meist immer mehr Arbeit auf und gönnen sich keine Pausen.

Diese Menschen können ihre Urwunde heilen, indem sie ausgewählten Personen auch mal ihre weiche Seite zeigen, sich öffnen und es wagen, zu vertrauen. Es hilft ihnen, wenn sie ihre eigene Verletzlichkeit annehmen, sich Zeit für Pausen nehmen, statt immer nur zu arbeiten, und lernen, weniger aufbrausend und wütend zu sein.


Wunder Punkt „Ich verliere meinen inneren Frieden und mein harmonisches Verhältnis zu anderen“

Als Kinder haben diese Menschen geglaubt, dass sie sich zurücknehmen und an die Vorstellungen ihrer Eltern anpassen müssen. Sie minimierten ihre eigenen Bedürfnisse (bloß kein Aufsehen machen) und sorgten stattdessen stets dafür, dass die Menschen um sie herum zufrieden waren. Auch als Erwachsene haben sie noch das Gefühl, sie dürfen sich nicht abgrenzen oder anderer Meinung sein, weil sonst die Verbindung zu anderen Schaden nehmen könnte. Konflikte sind ihnen unerträglich und der lieben Harmonie willen sprechen sie oft nicht an, wenn sie etwas stört.

Ihr wunder Punkt wird getriggert, wenn Konflikte unvermeidlich werden und sie aus ihrem die Wirklichkeit beschönigenden Modus herausgerissen werden. Die Erkenntnis, dass doch nicht alles so harmonisch ist wie gedacht, kann sie extrem verunsichern und noch weniger handlungsfreudig machen, als sie ohnehin schon sind.

Diese Menschen können ihre Urwunde heilen, indem sie lernen, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und sich von anderen bei Bedarf mit einem klaren „Nein“ abzugrenzen. Sie müssen die Erfahrung machen, dass sie ihre Verbindung zu anderen auch dann nicht verlieren, wenn sie nicht mit diesen „verschmelzen“, sondern eine eigene Identität und eigene Meinungen äußern. Außerdem hilft es ihnen, wenn sie ihr Licht weniger unter den Scheffel stellen, sondern Selbstbewusstsein in Bezug auf ihre Stärken entwickeln.

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