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#Karriere

 „Sinn oder Show? Warum viele Purpose-Strategien in Unternehmen ins Leere laufen“ 

 „Sinn oder Show? Warum viele Purpose-Strategien in Unternehmen ins Leere laufen“ 

Schon mal was von „Purpose Fatigue“ gehört?
Nein? Und trotzdem weißt du wahrscheinlich ganz genau, was gemeint ist, oder?

Purpose Fatigue beschreibt dieses eigenartige Gefühl, wenn einem das große „Warum“ irgendwann auf die Nerven geht. Wenn man sich nicht mehr inspiriert fühlt, sondern eher genervt geseufzt wird, sobald wieder vom Unternehmenssinn, von Meaning, Purpose oder „Wir machen alles anders“ die Rede ist. Dabei leben wir in einer Zeit, die nach mehr Nachhaltigkeit, sozialer Verantwortung und Bewusstsein strebt – eigentlich etwas Gutes.

Warum also macht es viele trotzdem müde?

Die kurze Antwort: Die gut gemeinten Absichten schlagen selten die Brücke in den gelebten Alltag – und werden dadurch als unauthentisch erlebt. Unsere Beratungspraxis und die Rückmeldungen unserer Kundinnen und Kunden geben Einblicke: Ein beachtlicher Teil denkt über einen Jobwechsel nach – nicht wegen Überforderung oder schlechter Bedingungen, sondern weil das Match zwischen dem persönlichen Meaning und dem kommunizierten Unternehmenspurpose langfristig nicht trägt. Was beim Einstieg nach einem idealen Werte-Fit aussah, entpuppt sich nach Onboarding und ein paar Monaten im Team als Mogelpackung. Die anfängliche Begeisterung kippt – und macht Platz für Enttäuschung.

Wie lässt sich das erklären? Auf vielen Unternehmen steht zwar Meaning drauf, aber es steckt kein Purpose drin. Einfacher gesagt: Der Internetauftritt, die interne Kommunikation, die Kundenansprache – das alles bleibt schillernde Fassade, solange Mitarbeitende nichts davon spüren, wenn sie morgens zur Arbeit kommen. Sinn zeigt sich nicht in Claims, sondern in Entscheidungen. Nicht auf der Karriereseite, sondern in der Art, wie geführt, gesprochen und gearbeitet wird. Wenn Purpose nur erzählt, aber nicht erlebbar gemacht wird, entsteht eine Lücke – und genau in dieser Lücke wohnt die Purpose Fatigue.

Warum so viele Purpose-Versprechen scheitern

Die meisten Unternehmen scheitern nicht daran, einen Purpose zu formulieren – das geht inzwischen schnell und klingt oft richtig gut – man liest sie täglich auf LinkedIn. Sie scheitern eher daran, ihn wirklich umzusetzen. Das lässt sich auf drei typische Umsetzungsfehler zurückführen.

Purpose wird als Marketinginstrument statt als Führungsprinzip verstanden. Viele Unternehmen nutzen Purpose primär fürs Employer Branding, für Kampagnen oder als Differenzierung auf dem Markt. Das Ergebnis: Er klingt gut, ist aber nicht in Entscheidungen, Führung oder Kultur eingebettet. Für Mitarbeitende fühlt sich das schnell wie eine leere Hülle an – besonders, wenn das Tagesgeschäft ganz anderen Prioritäten folgt.

Purpose wird top-down vorgegeben – statt gemeinsam entwickelt. Ein Purpose, der „von oben“ formuliert wird, aber ohne Beteiligung der Mitarbeitenden entsteht, bleibt abstrakt. Menschen spüren sehr genau, ob sie Teil eines größeren Ganzen sind – oder Empfänger einer Kommunikationsstrategie. Ohne Beteiligung entsteht keine Identifikation – und damit auch kein echtes Sinnempfinden.

Purpose bleibt auf der strategischen Meta-Ebene hängen. „Wir wollen die Welt besser machen“ klingt schön – ist aber für den Arbeitsalltag oft nicht greifbar genug. Wenn Mitarbeitende nicht verstehen, was das konkret für ihre Rolle, ihr Team oder ihren Alltag bedeutet, verpufft die Wirkung. Purpose braucht Übersetzung – in konkrete Ziele, Verhaltensweisen, Entscheidungen.

Warum es sich trotzdem lohnt…

Die Übersetzung in den gelebten Alltag wirkt umständlich und wird somit häufig Opfer des präferierten „Weges des geringsten Widerstandes“. Aber: Ein authentisch gelebter Purpose ist kein Soft-Faktor – sondern ein echter Erfolgsfaktor. Mitarbeitende, die sich mit ihrer Arbeit verbunden fühlen, sind engagierter, loyaler, kreativer und gesünder. Sie denken mit, bringen sich ein – und bleiben. Zudem stärkt ein klarer, gelebter Purpose die Kultur, schafft Orientierung in unsicheren Zeiten und macht das Unternehmen anschlussfähig für die Generationen von heute und morgen. Wie also gelingt der Wandel?

So wird der Unternehmenspurpose erfahrbar

Beteiligung: Purpose entsteht im Dialog, nicht im Elfenbeinturm. Ein glaubwürdiger Purpose lässt sich nicht einfach von oben vorgeben oder in einem Strategieworkshop festlegen. Er muss im Dialog mit denen entstehen, die ihn später auch leben sollen – den Mitarbeitenden. Wenn Menschen sich einbringen können, wächst Identifikation. Denn wer am Sinn mitwirkt, erlebt ihn auch als etwas Eigenes.

Übersetzung in den Alltag: Was heißt das konkret für Führung, Meetings, Kommunikation? Purpose entfaltet nur dann Wirkung, wenn er in den Alltag übersetzt wird. Was bedeutet unser Unternehmenszweck für Entscheidungen im Team? Wie spiegelt er sich in Zielvereinbarungen, im Führungsverhalten, in der Meetingkultur oder der Aushandlung von Entscheidungen wider? Ohne diese Verknüpfung und eine konkrete Übersetzung bleibt der Purpose ohne Relevanz für das tägliche Tun.

Raum für individuelle Sinnverbindung: Mitarbeitende müssen ihr eigenes „Warum“ darin wiederfinden können. Menschen wollen sich mit dem Purpose eines Unternehmens nicht nur identifizieren – sie wollen sich selbst darin wiederfinden. Das gelingt, wenn Führungskräfte Raum geben für persönliche Bedeutungsfragen: Was ist mein Beitrag? Was erfüllt mich an meiner Rolle? Und ihre Mitarbeitenden in diesem Sinnempfinden auch bestärken. Nur wenn das große „Warum“ mit dem persönlichen „Wofür“ zusammenkommt, entsteht echte Resonanz.

Kontinuität statt Kampagne: Purpose ist ein Dauerprozess, kein Launch-Event. Purpose ist kein Projekt mit Start- und Enddatum – sondern ein Prozess, der Pflege braucht. Es reicht nicht, ihn einmal zu verkünden und dann zur Tagesordnung überzugehen. Es braucht Wiederholung, Reflexion, Anpassung, Verhandlungen – immer wieder neu. Denn nur wer den Purpose kontinuierlich mit Leben füllt, sorgt dafür, dass er sich langfristig im Denken und Handeln verankert. 

Purpose ist kein Versprechen – sondern eine tägliche Entscheidung

Wir halten fest: Purpose ist kein schöner Satz an der Wand. Er zeigt sich in kleinen, manchmal sogar unbequemen Handlungen: Im Raum für Mitgestaltung. In Entscheidungen, die nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch ethisch getroffen werden. In der Art, wie gesprochen – und wie zugehört wird.
Wenn Unternehmen es schaffen, Purpose nicht nur zu kommunizieren, sondern auch spürbar zu machen, dann entsteht nicht nur Vertrauen. Dann entsteht Sinn. 

Und Sinn ist das, was Menschen bleiben lässt.

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