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Richtig Rückmelden: 6 Tipps, wie Sie Feedback geben und annehmen

Zwei Menschen sitzen am Tisch und geben sich Feedback

Richtig Rückmelden: 6 Tipps, wie Sie Feedback geben und annehmen

Während einige Menschen Angst vor Kritik haben, weil diese vermeintlich die Harmonie stört, verteilen andere ungefragt und rabiat links und rechts ihre Meinung. Dabei kann Feedback eine Chance auf Wachstum und ein besseres Verhältnis zueinander bedeuten, wenn wir es konstruktiv gestalten und offen annehmen. Ragnhild Struss schildert, wie das gelingt.

Ob im Arbeits- oder im Privatleben: Uns gegenseitig Feedback in Form von Lob, Kritik oder Verbesserungsvorschlägen zu geben und es entgegenzunehmen, gehört zu unserem Alltag dazu. So normal dieser Prozess ist, so leicht können wir dabei jedoch den Empfänger unseres Feedbacks verunsichern, verletzen oder demotivieren – was sicherlich nicht in unserer Absicht liegt. Und genauso kann es uns selbst ergehen, wenn wir keinen reifen Weg gefunden haben, mit den Rückmeldungen unseres Umfelds umzugehen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie es Ihnen gelingt, sowohl konstruktiv Feedback zu erteilen als auch es in der Empfängerposition so anzunehmen, dass Sie daraus den größtmöglichen Nutzen für sich ziehen.

Feedback geben: So klappt es lösungsorientiert

  1. Mit wohlwollendem Blick urteilen

    Dies stellt die wichtigste Grundregel dar: Ihre Intention beim Feedbackgeben sollte stets sein, dass die andere Person sich auf Basis Ihrer Rückmeldung weiterentwickeln und daran wachsen kann. Auch wenn Sie mit einem Verhalten oder (Arbeits-)Ergebnis Ihres Gegenübers unzufrieden sind und entsprechend Kritik äußern möchten, versuchen Sie, das auf konstruktive Weise zu tun: Beschreiben Sie, wie Sie das problematische Verhalten wahrnehmen, statt dieses zu bewerten und beispielsweise negative Charakterzüge oder Absichten zu unterstellen. Am besten formulieren Sie aus der Ich-Perspektive („Auf mich wirkt das …“, „Mir kommt es so vor …“), denn damit zeigen Sie, dass es sich um Ihre persönliche Einschätzung handelt, der der Feedback-Rezipient seine eigene Sichtweise gegenüberstellen kann. Denken Sie daran: Jeder Mensch handelt bestmöglich im Rahmen seiner aktuellen Möglichkeiten – fast niemand verhält sich mit Absicht „falsch“. 
     
  2. So formulieren, dass der Empfänger Ihr Feedback nutzen kann

    Ihre Rückmeldung kann nur dann zu etwas Sinnvollem beitragen, wenn Ihr Gegenüber sie versteht und weiß, was gemeint ist. Heißt also: Sie sollten konkret formulieren, auf welches Verhalten sich Ihre Kritik bezieht – statt „Du wirkst unorganisiert“ zum Beispiel „Mir ist aufgefallen, dass du beim Meeting am Montag nicht die passenden Unterlagen dabei hattest.“. Außerdem ist wichtig, dass Sie sich nur auf Fakten und nicht auf Mutmaßungen beziehen: also keine Aussagen wie „Ich habe von anderen gehört, du seist unmotiviert“. Damit Ihre Rückmeldung fair ist, sollten Sie sie schließlich nur auf solche Punkte beziehen, die Ihr Gegenüber wirklich an sich selbst verändern kann. Es wäre beispielsweise ungerecht (und darüber hinaus rassistisch bzw. sexistisch!), an einen Mitarbeiter aufgrund seiner Hautfarbe oder aufgrund seines Geschlechts bestimmte Forderungen zu stellen, die er nicht erfüllen kann. Schließlich hilft es, wenn Sie einen passenden Zeitpunkt für Ihr Feedback wählen: am besten so schnell wie möglich nach dem Vorfall, auf das die Rückmeldung sich bezieht, aber erst dann, wenn sich die Emotionen abgekühlt haben und beide Seiten relativ entspannt sind. 
     
  3. Gemeinsam eine Lösung finden

    Das Ziel sollte darin bestehen, dass Sie und der Rezipient Ihres Feedbacks im Nachhinein besser miteinander auskommen bzw. dass problematisches Verhalten mit positivem ersetzt wird. Damit dies gelingen kann, sollten Sie bereits beim Erteilen Ihrer Rückmeldung eine Lösung vorschlagen, zum Beispiel in Form eines Wunsches: „Ich würde mir wünschen, dass du ab jetzt pünktlich zu unseren Treffen erscheinst.“ oder „Ich würde mich freuen, wenn du einmal am Tag die Geschirrspülmaschine ausräumst.“. Denken Sie auch hier an konkrete Formulierungen, damit das gewünschte Verhalten messbar wird. Es sollte jedoch nicht so laufen, dass einzig Sie eine Lösung vorschlagen und sie der anderen Person quasi aufzwängen! Geben Sie Ihrem Gegenüber unbedingt die Möglichkeit, seinen Standpunkt zu schildern und eigene Lösungsideen einzubringen. Fragen Sie beispielsweise „Wie siehst du das? Kannst du meine Einschätzung nachvollziehen?“ und „Was meinst du, wie wir dieses Problem lösen können? Wie wollen wir vorgehen? Worauf möchten wir uns einigen?“ etc. So entsteht daraus ein Gespräch auf Augenhöhe, bei dem beide Seiten wachsen und sich annähern können.

Feedback erhalten: So nutzen Sie es für sich

  1. Offen dafür sein, was Sie aus dem Feedback lernen können

    Gerade wenn es sich um Kritik handelt, neigen wir Menschen dazu, vorschnell in die Defensive zu gehen und die „Vorwürfe“ erst einmal verärgert oder gekränkt von uns zu weisen. Das liegt daran, dass wir uns dadurch in unserem Selbstwert angegriffen fühlen – was bei ungünstig formulierter Kritik, die sich auf uns als Person bezieht (zum Beispiel „Du bekommst das einfach nie hin!“ oder „Du bist aber auch eine Trantüte!“), auch ganz verständlich ist. Aber selbst neutral oder wohlwollend geäußerte Kritik wird – gerade von unsicheren Menschen – manchmal abgeblockt. Versuchen Sie, eine aufgeschlossene Perspektive einzunehmen, indem Sie sich selbst fragen: „Was kann ich aus der Rückmeldung lernen, welche wahren Anteile stecken darin und welche Informationen über mich enthält sie?“ Mit dieser Einstellung können Sie sich womöglich sogar über die Rückmeldung freuen, da Sie sie zur Weiterentwicklung nutzen können. Fragen Sie zudem im Zweifel nach, wie Ihr Gegenüber seine Aussage gemeint hat, bevor Sie sie vielleicht negativer aufnehmen, als sie eigentlich intendiert war. 
     
  2. Selbstbewusst sein und die Rückmeldung als etwas Äußeres sehen

    Passen Sie auf, sich nicht mit dem Feedback – ob positiv oder negativ – zu identifizieren! Damit machen Sie nämlich Ihren Selbstwert abhängig von anderen Menschen und deren Bewertung von Ihnen und Ihrem Tun. Kultivieren Sie ein starkes Selbstbewusstsein, das unabhängig von äußerer Resonanz besteht – und erkennen Sie, dass Feedback zunächst einmal die subjektive Meinung einer anderen Person ist. Sie müssen es nicht annehmen und können sich zunächst fragen, ob Sie der Einschätzung Ihres Gegenübers überhaupt zustimmen. Beachten Sie außerdem, dass jeder Mensch die Welt durch die Brille seiner eigenen Persönlichkeit, seiner Werte und seiner Glaubenssätze wahrnimmt und entsprechend bewertet: So wird eine risikosensible Person Ihnen auf eine gewagte Idee hin vielleicht das Feedback geben, Sie seien unvernünftig und unrealistisch, während ein begeisterungsfähiger Typ Ihren Einfall womöglich feiern würde. Betrachten Sie Feedback als ein Angebot, etwas über sich selbst zu lernen – aber auch über die andere Person. So können Sie zudem besser verstehen, aus welcher Position heraus Ihr Gegenüber argumentiert und welche Bedürfnisse es zwischen den Zeilen zum Ausdruck bringt. 
     
  3. Entscheiden, wer Ihnen überhaupt Feedback geben darf. 

    „Nimm nur Feedback an von Leuten, die du auch um Rat fragen würdest.“ – das ist eine empfehlenswerte Maxime, die Sie Ihrer Handhabe von Rückmeldungen zugrundelegen können. Dahinter steckt der Gedanke, dass Sie es ohnehin nie jedem „rechtmachen“ werden und dass es immer Menschen geben wird, die – aus Neid, anderen Wertvorstellungen oder sonstigen Gründen – Sie und Ihr Verhalten kritisieren werden. Das Gute: Sie müssen gar nicht jedem gefallen und die Meinung eines Großteils aller Menschen kann Ihnen völlig egal sein. Nur Personen, denen Sie vertrauen, die Sie kennen und die wirklich an Ihrem Erfolg und Wachstum interessiert sind, sollten in der Position sein dürfen, Ihnen konstruktives, für Sie relevantes Feedback zu geben. Bevor Sie sich also ärgern oder kränken lassen von einem kritischen Kommentar, den Ihnen „irgendjemand“ entgegenschleudert, atmen Sie tief durch und fragen Sie sich: „Sollte mir die Meinung dieses Menschen überhaupt wichtig sein?“ Wenn es sich dabei nicht um eine Person handelt, deren Urteil Sie schätzen und die Sie im Zweifel proaktiv um Rückmeldung gebeten hätten, dann ignorieren Sie die Kritik einfach, indem Sie sich sagen: „Dieses Feedback ist nicht relevant für mich.“

Fazit

Feedback konstruktiv geben und auf reife Art annehmen zu können, sind wichtige Fähigkeiten – denn wir können in unserem Miteinander nur gemeinsam wachsen sowie uns selbst und unsere Beziehungen zueinander verbessern, wenn wir uns ehrliche Rückmeldung geben und offen austauschen. Es mag für den einen oder anderen verlockend sein, um der (oberflächlichen) Harmonie willen Dinge nicht anzusprechen, die einen an jemand anders stören. Doch das hat für beide Seiten Nachteile: Wir bringen die andere Person um die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln bzw. ein uns störendes Verhalten zu ändern, und wir schlucken unseren eigenen Ärger herunter, verleugnen unsere Bedürfnisse und Wünsche und messen unserem persönlichen Empfinden weniger Wert bei als der scheinbaren Harmonie. Mit den genannten Tipps gelingt es Ihnen, sich, wenn nötig, Konfrontationen zu stellen und Feedback langfristig als Chance wahrzunehmen – aus allen Perspektiven. 

 

Die wichtigste Grundlage für beruflichen Erfolg und persönliche Zufriedenheit bildet eine Lebensführung in Übereinstimmung mit Ihrer Persönlichkeit. Sie zu kennen, ist der erste Schritt. Mit unserem kostenfreien Schnuppertest bieten wir Ihnen die Möglichkeit, ihn zu gehen und einen ersten Einblick in Ihr Inneres zu erhalten.

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