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#Karriere

„Jobcrafting: So gestaltest du deinen Arbeitsalltag sinnerfüllt – auch ohne Kündigung“ 

„Jobcrafting: So gestaltest du deinen Arbeitsalltag sinnerfüllt – auch ohne Kündigung“ 

Let’s be honest: Sinn im eigenen Arbeitsalltag zu finden klingt schön, ist aber alles andere als einfach. Schließlich arbeitet nicht jede*r in einem Krankenhaus, einer NGO oder entwickelt die nächste Technologie, die die Welt verändert. Im Gegenteil – die Allermeisten von uns haben einen ganz normalen Job und sich mindestens einmal – oft auch viel häufiger – die Frage gestellt: „Warum mache ich das alles hier eigentlich?“  Du zählst zu diesen Allermeisten? Dann bitte keine Sorge!  Jobs lassen sich nicht pauschal in sinnvoll und sinnlos unterteilen. Denn Sinn ist so viel mehr, als Jobtitel, Arbeitgeber oder Tätigkeit. Er ist vor allem eines: individuell. 

Wenn Du den Sinn in deiner Arbeit also bisher noch nicht gefunden hast, oder er dir irgendwo zwischen hektischen Meetings und knappen Fristen abhandengekommen ist, bedeutet das nicht, dass sie keinen hat. Es bedeutet lediglich, dass du noch einmal nach ihm suchen darfst. Mit diesem Text begleiten wird dich auf dem Weg von der Sinnsuche zur Sinnfindung – und unterstützt dich, diese große Frage greifbar und alltagstauglich zu beantworten. Denn unsere Erfahrung aus der Beratung zeigt: im Kern strebt jeder Mensch nach etwas, das an seinem Inneren ausgerichtet ist. Was ist es bei dir?

Weil die Suche nach dem Sinn immer so groß klingt, geben wir gleich eine kleine Entwarnung: Keine Sorge! Du musst dafür jetzt nicht alles umwerfen. Sinn lässt sich auch und vor allem im Kleinen finden – in Momenten der Resonanz, der Bedeutsamkeit, in Beziehungen, im Tun, das dich innerlich berührt. Er zeigt sich, wenn du in Verbindung mit deinen Werten, Sehnsüchten und Stärken bist. Und manchmal reicht dafür schon die Bewusstwerdung, was dir im Leben wichtig ist.

Erfüllung entsteht, wenn wir im Einklang mit dem leben, was uns wirklich wichtig ist.

Oder: wie du mit dem Zusammenspiel zwischen und deinem Verständnis von Meaning und Purpose deine Sinnerfüllung gestaltest. Denn die beiden Begriffe werden häufig synonym verwendet – dabei steckt etwas Unterschiedliches dahinter. Und es lohnt sich, diesen Unterschied zu kennen.

Purpose beschreibt den Zweck deines Handelns. Es geht um die Frage:
Wozu tue ich, was ich tue?
Purpose ist oft nach außen gerichtet: Welche Ziele verfolge ich? Welchen Beitrag möchte ich leisten? Was will ich konkret erreichen – beruflich, gesellschaftlich oder persönlich? Es sind konkrete Schritte in deinem alltäglichen Leben.

Meaning hingegen geht tiefer. Es fragt:
Warum ist mir das wichtig? Warum mache ich etwas?
Hier geht es um dein inneres Erleben, um emotionale Resonanz und persönliche Werte. Meaning ist nicht immer greifbar, dafür aber spürbar – in Momenten, in denen du dich echt, lebendig und verbunden mit dir selbst fühlst. Es ist die abstrakte Vorstellung davon, wer Du sein möchtest.

Natürlich gehört beides zusammen: Eine Tätigkeit (Purpose), die im Einklang mit deinem inneren Wertesystem (Meaning) steht, fühlt sich stimmig an. Sie wird zur echten Kraftquelle und damit zu dem Ort, an dem du deinen persönlichen Sinn findest – selbst wenn er von außen nicht offensichtlich scheint.

Wenn Meaning und Purpose zusammenpassen

Das ist dir zu abstrakt? Stellst du deine einzelnen Arbeitsschritte gerade gedanklich auf die Probe und fragst dich, wie – bei aller Mühe, die du dir gibst – du in ihnen einen Sinn erkennen sollst? Dann würden wir dir gerne Charlotte, Benedikt und Carla vorstellen, die ihre ganz alltägliche Arbeit an ihren Werten und Idealen ausgerichtet haben und damit Tag ein, Tag aus in Verbindung mit ihrem tiefen Warum wissen, wozu sie machen, was sie machen – selbst, wenn es phasenweise anstrengend, kleinteilig oder vermeintlich bedeutungslos ist.

Charlotte, die Projektmanagerin in einem mittelständischen Unternehmen
Ihr Purpose ist klar: Prozesse steuern, Termine einhalten, Projekte zum Abschluss bringen, um den Unternehmenszweck zu erfüllen und ihre Familie finanziell versorgen zu können. Doch ihr tiefes Meaning liegt woanders. Sie erlebt Sinn, wenn sie Menschen Orientierung gibt, Strukturen schafft, in denen andere aufblühen können, und das große Ganze im Blick behält. In einer oft chaotischen Arbeitswelt ist sie für andere ein ruhender Pol – und genau das entspricht ihrem inneren Bedürfnis nach Verlässlichkeit und Wirksamkeit. Ihr Jobtitel ist nicht spektakulär, aber ihre Haltung macht ihn sinnerfüllt.

Benedikt, der Bäcker, der jeden Morgen um vier Uhr aufsteht
Sein Purpose? Brot backen. Routiniert, früh, körperlich. Seine Arbeit kann mitunter anstrengend sein und Verzicht bedeuten, doch für ihn ist es mehr als Handwerk. Er sieht in seiner Arbeit einen stillen Beitrag zum täglichen Leben anderer. Menschen versorgen, Traditionen bewahren, etwas mit den Händen schaffen, das anderen gut tut – das ist sein tieferes Warum. Der Sinn entsteht für ihn nicht aus dem Prestige seines Berufs, sondern aus der Verbindung zu seinem Wunsch, Teil des Gemeinwohls zu sein. 

Carla, die Berufsschullehrerin
Ihr Purpose: unterrichten, Prüfungen vorbereiten, Schülerinnen zum Abschluss begleiten. Ihr Meaning aber liegt in der Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf Chancen hat – unabhängig von Herkunft oder Bildungsweg. Sie empfindet tiefe Erfüllung, wenn sie ihren Schülerinnen Mut macht, an sich selbst zu glauben, wenn sie Potenziale sichtbar und Entwicklung möglich macht. In ihrem Klassenzimmer lebt sie ihre Werte: Gerechtigkeit, Entwicklung und Empathie.

In diesen Beispielen liegt der Sinn nicht im Außen, sondern im inneren Erleben. Purpose und Meaning greifen ineinander – und machen alltägliche Tätigkeiten zu etwas Persönlichem, Bedeutsamem und Kraftvollem. 

Bist du bereit, dich mit deinen Werten, Motiven und Überzeugungen auseinanderzusetzen? Dein persönliches Warum zu finden, um davon abgeleitet zu gestalten oder neu zu interpretieren, wozu dein tägliches Handeln beiträgt?  

Übung: vom inneren Warum zum gelebten Wozu

Schritt 1: Dein inneres Meaning entdecken

Nimm dir ein ruhiges Zeitfenster von 15–20 Minuten. Nimm Stift und Papier oder öffne eine leere Notiz auf deinem Laptop. Beantworte die folgenden Fragen möglichst intuitiv – es gibt keine richtigen oder falschen Antworten:

  1. Wann habe ich mich das letzte Mal wirklich lebendig gefühlt? – Was habe ich getan? – Mit wem war ich zusammen? – Was war an diesem Moment so besonders? Was hat mir Energie gegeben?
  2. Umgekehrt: Was raubt mir Energie? Was sollte ich, wenn möglich, besser meiden?
  3. Welche Themen oder Situationen berühren mich emotional – im Positiven wie im Negativen? – Was bewegt mich tief, wenn ich davon höre, lese oder spreche?
  4. Was wünsche ich mir für andere Menschen – unabhängig von meiner Rolle oder meinem Beruf? – Was möchte ich, dass andere durch mich erfahren oder erleben?
  5. Welche Werte sind mir so wichtig, dass ich sie niemals aufgeben möchte – selbst wenn niemand hinsieht? 

Notiere zentrale Begriffe, Sätze oder Gedanken, die sich wiederholen oder kraftvoll anfühlen. Bringe sie in Verbindung mit den Rollen in deinem Leben. Das kann deine berufliche Rolle sein, aber auch die mit deinen Freunden und Freundinnen, oder in deiner Familie. Aus ihnen formt sich dein persönliches Meaning – dein inneres „Warum“. Welche Werte möchtest du in deinem Leben verkörpern durch dein tägliches Handeln?

Schritt 2: Dein Purpose im Alltag gestalten

Jetzt geht es darum, dein „Warum“ mit deinem konkreten Tun zu verknüpfen. Schau auf deinen aktuellen Alltag – besonders auf deinen Job – mit einer neuen Brille.

  1. Wo in meinem beruflichen Alltag kann ich meine Werte leben oder sichtbar machen – auch im Kleinen? – Z. B. in Gesprächen, Entscheidungen, Prioritäten, Umgang mit Kolleginnen oder Kundinnen?
  2. Welche Aufgaben geben mir ein Gefühl von Sinn oder Erfüllung – auch wenn sie nicht spektakulär sind? – Gibt es Mikro-Momente, in denen ich in Resonanz mit mir selbst oder anderen bin?
  3. Gibt es Bereiche, die ich bewusst stärker mit meinem inneren Warum verbinden kann? – Z. B. in dem ich den Zweck meines Tuns klarer definiere oder neu interpretiere?
  4. Was kann ich konkret tun, um mehr von dem zu erleben, was meinem Meaning entspricht? – Ein Gespräch anstoßen, eine Aufgabe übernehmen, eine kleine Veränderung im Ablauf vornehmen?

Formuliere am Ende Sätze wie:
„Ich empfinde meine Arbeit als sinnstiftend, wenn ich…“ Und ergänze ihn mit Aspekten, die für dich stimmig sind.
Zum Beispiel so: „Ich empfinde meine Arbeit als sinnstiftend, wenn ich in meinen Meetings Klarheit schaffe, Menschen ermutige und dafür sorge, dass sich alle gesehen fühlen.“

Diese Übung funktioniert wie ein innerer Kompass: Du erkennst, was dir wirklich wichtig ist – und findest Wege, es im Hier und Jetzt wirksam werden zu lassen. Denn Purpose muss nicht groß oder weltbewegend sein – er muss sich stimmig anfühlen. 

Führe diese Übung ruhig häufiger durch und beobachte dich von heute an vor dem Hintergrund der Frage, wann du dich echt, lebendig und verbunden mit dir selbst fühlst. Denn in Wahrheit gibt es nicht die „eine“ große Antwort. Sinn entsteht im Alltag, im Tun, in kleinen Momenten, in Krisen – immer dann, wenn du dir selbst begegnest. Es ist oft mehr ein Werden als ein Finden.
Setze dich also nicht unter Druck, beobachte dich im Sein und wenn du dich das nächste Mal fragst „Warum mache ich das alles hier eigentlich?“, lass dir von deinen Erkenntnissen über dich selbst dein inneres „Darum“ zuflüstern.

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