Entscheidungen treffen und Resilienz stärken

von Anna Schmitz
Entscheidung und Resilienz: Ein starkes Duo für deinen nächsten Schritt
Entscheidungen treffen zu können und resilient zu sein, sind zwei voneinander abgrenzbare Eigenschaften, die gleichzeitig eng miteinander verwoben sind. Wer die Fähigkeit besitzt, mit Unsicherheit, Rückschlägen und Wandel konstruktiv umzugehen – also resilient ist – hat keine Angst davor, Entscheidungen zu treffen. Und wer sich regelmäßig darauf einlässt, Entscheidungen zu fällen und sich auch auf die unvorhergesehenen Konsequenzen einzulassen, fördert seine Resilienz.
Diese Übung bringt Struktur in deinen Entscheidungsprozess und zeigt dir, wie du mit der damit verbundenen Unsicherheit umgehen kannst.
Deine Entscheidung finden
Vielleicht steckst du gerade mitten in einer schwierigen Entscheidung. Oder du merkst, dass du generell schwer Entscheidungen triffst. Dieser Abschnitt hilft dir, Schritt für Schritt klarer zu sehen und mutiger zu handeln.
1. Was ist das konkrete Problem und was willst du erreichen?
Starte damit, die Situation zu benennen:
Warum brauchst du gerade eine Entscheidung?
Gab es äußere Veränderungen? Einen inneren Konflikt?
Geht es um unerfüllte Bedürfnisse oder verletzte Werte?
Oder ist vielleicht einfach eine Lebensphase zu Ende gegangen und der Start der nächsten erfordert eine neue?
Schreib auf, was dir Kopfzerbrechen macht und worum es wirklich geht:
Beispiel: „Ich bin seit Monaten im Dauerstress im Job. Das schränkt mein Privatleben ein. Es passiert keine Verbesserung, obwohl ich das Thema angesprochen habe. Ich überlege, ob ich kündigen soll, aber habe Angst, keinen neuen Job zu finden.“
Notiere nun deine Antwort.
Und nun: was willst du mit deiner Entscheidung erreichen?
Beispiel: „Ich wünsche mir eine bessere Work-Life-Balance – mit mehr Zeit für Hobbies, Freund:innen und Erholung.“
Notiere nun deine Antwort.
2. Welche Optionen hast du – wirklich?
Jetzt geht’s ans Sammeln. Notiere alle möglichen Wege, die du gehen könntest – ohne zu bewerten.
Sprich auch mit anderen, denn manchmal sehen sie Optionen, die du übersiehst.
Achte darauf, dich nicht selbst kleinzuhalten, z. B. weil dir Durchsetzung schwerfällt.
Beispiel-Optionen:
- Bleiben und alles so lassen, wie es ist
- Bleiben, aber Stunden reduzieren
- Bleiben und intern das Team wechseln
- Kündigen und einen neuen Job suchen
Notiere nun deine Antwort.
3. Abwägen – ausführlich, klar, ehrlich und konkret
Nun folgt das Vergleichen:
Was spricht für – und was gegen – jede Option?
Denk an kurzfristige und langfristige Folgen – sowohl positive als auch negative.
Beispiel:
- Bleiben wie es ist
– Positiv: Keine Veränderung, vertrautes Team
– Negativ: Belastung bleibt, Privatleben leidet langfristig - Kündigen & neuen Job suchen
– Positiv: Aussicht auf Besserung, aktiver Schritt
– Negativ: Unsicherheit, Übergangszeit ohne Einkommen
Frage dich auch:
Was möchte ich meine Entscheidung besonders beeinflussen lassen?
Sicherheit? Wachstum? Selbstfürsorge? Neue Vorhaben und Glaubenssätze?
Was hält dich ab, danach zu handeln?
Erwartungen von außen? Alte Rollenbilder? Angst?
Notiere nun deine Antwort.
4. Entscheiden und handeln – in deinem Tempo
Wenn du jetzt auf deine Optionen schaust – welche ist die richtige vor dem Hintergrund deines relevanten Einflussfaktors?
Psst: Du musst nichts überstürzen. Auch eine mutige Entscheidung kann sanft umgesetzt werden. Wenn sie dir noch schwer fällt, brich sie runter in kleine Schritte.
Beispiel: Du kündigst nicht sofort, sondern beginnst erst mit Bewerbungen. Das schafft Bewegung – ohne Druck.
Schreib auf, welche ersten Schritte du jetzt gehen willst:
Notiere nun deine Antwort.
Du merkst: Entscheidungen zu treffen bedeutet, bewusste Abwägungen einzubeziehen, als auch unbewusste Einflussfaktoren auszuhalten. Das bewusste Abwägen hast du nach oben angeleitetem Schema durchlaufen. Im besten Fall hast du nun eine Entscheidung getroffen. Für alle Unsicherheiten, die sich ohne die Entscheidung nicht auflösen (das gehört dazu), findest du im nächsten Abschnitt Impulse, deine Resilienz zu stärken – oder zu aktivieren.
Stabilität trotz Unsicherheit
1. Das Gefühl, das dich begleitet, ist da. Lass es bleiben.
Du bist aufgeregt, unsicher, nervös und all das darf sein. Der erste Schritt ist, das Gefühl anzuerkennen und zu benennen. Du kannst es hier beschreiben:
Notiere nun deine Antwort.
Akzeptiere das Gefühl. Akzeptiere den Umstand, dass große Entscheidungen mit großen Gefühlen einhergehen können. Es ist völlig normal zu fühlen. Kämpfe nicht dagegen an, lass es kommen und gehen. Nimm dir einen Moment, lege beide Hände auf deine Brust und sage dir: „Es ist okay, nervös/unsicher/aufgeregt/… zu sein. Ich habe alles, was es braucht, dieses Gefühl auszuhalten.“ Vielleicht gibt es einen Spruch, der dir Stärke gibt, notiere ihn für dich:
Notiere nun deine Antwort.
Reguliere das Gefühl. Durch bewusstes Atmen, Summen, Kreativität, Tanzen, Sport oder ein Gespräch mit einer Vertrauten Person kannst du dem Gefühl begegnen und es beruhigen. Dadurch bekommst du etwas Abstand dazu und kannst nicht nur emotional, sondern auch analytisch, rational auf die Situation blicken (folgt im nächsten Schritt). Zuerst überlege noch einmal, was für dich am besten funktioniert:
Notiere nun deine Antwort.
2. Ein klarer Blick auf die Ursache des Gefühls
Die Angst vor dem Scheitern ist für viele Menschen ein ständiger Begleiter. Sie darf deine Entscheidung begleiten, sollte jedoch nicht zu dominant sein. Eine zu starke Dominanz erkennst du daran, dass du deine ängstlichen Gedanken nicht mehr als eine Option, sondern als bombensichere Vorhersage für die Zukunft siehst. Was dir jetzt hilft: Vom Schwarz-Weiß-Denken in die Grautöne gehen. Gehe dabei von drei möglichen Szenarien aus:
Merkst du beim Ausfüllen, wie groß dein Handlungsspielraum in Wirklichkeit ist?
3. Ein klarer Blick auf deine Fähigkeiten
Wahrscheinlich ist, dass du weder die erste Entscheidung in deinem Leben triffst, noch, dass du das erste Mal einer herausfordernden Situation begegnest. Reflektiere deine bisherigen Erfolge, Erkenntnisse über dich selbst, was dir in ähnlichen Situationen geholfen hat und vielleicht auch das eine oder andere Feedback, welches du bereits erhalten hast. Welche drei Eigenschaften werden dir in deiner Situation helfen und wie?
Notiere nun deine Antwort.
4. Unterstützung aktivieren
Welche drei Personen können dir in dem Prozess zur Seite stehen?
Notiere nun deine Antwort.
Welche drei deiner Werte spiegeln sich in der Entscheidung wider?
Notiere nun deine Antwort.
Welche drei Routinen helfen dir, dich in unsicheren Zeiten sicher zu fühlen?
Notiere nun deine Antwort.
5. Ambiguitätstoleranz fördern
Ambig- was? Gut, dass du fragst. Hier geht es darum, dass Dinge mehrere Sachen gleichzeitig sein können. Worauf wir hinauswollen: natürlich kannst du auch scheitern mit deiner Entscheidung. Viele neigen dann dazu, sich selbst zu verurteilen – „Hätte ich das nur früher gewusst“, oder „Das hätte ich erkennen müssen.“ Die Sätze sind sich aus dem Hindsight-Bias schnell an den Kopf geworfen, doch sie bringen nichts. Im Gegenteil, sie verunsichern dich nur für die nächste Situation, in der eine Entscheidung von dir verlangt wird. Besser ist es anzuerkennen, dass mit dem deutlich werden der zuvor unsicheren Faktoren die Entscheidung möglicherweise die Falsche war, du jedoch vorher gute Gründe hattest, sie zu treffen. Halte fest, selbst wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie du es beabsichtigst, wieso du diese Entscheidung getroffen hast. Welche Bedürfnisse, Werte, Hoffnungen, Anteile von dir trägt sie in sich? Warum ist es gut, es wenigstens zu probieren? Welche fachlichen Gründe sprechen dafür?
Notiere nun deine Antwort.
Wir können nicht alles kontrollieren, was sich hin und wieder darin zeigt, dass wir im Nachhinein anders entschieden hätten. That’s part of the game. Räume dir ein, aus guten Gründe eine Entscheidung getroffen zu haben – auch wenn sie nicht den erwünschten Ausgang hat. Vertraue dir, verleihe dir andauernde Autorität.
Abschließend
Was wir dir vermitteln wollen: Entscheidungen zu treffen, sorgt für Klarheit. Sich selbst in seinen Entscheidungen zu glauben, sorgt für Selbstvertrauen. Und mit einem unerwünschten Ausgang einen Umgang zu finden, sorgt für Sicherheit. Jeder Outcome generiert neuen Informationen, macht dich erfahrener und lässt dich wachsen. Wenn du deine Entscheidung umgesetzt hast und die Unsicherheit der Gewissheit gewichen ist, nimm dir einen kurzen Moment Zeit, dein neu erworbenes Wissen festzuhalten. Ein kurzer Rückblick hilft dir, für künftige Entscheidungen sicherer zu werden. Beantworte folgende Fragen:
Rückblick und was du für dich mitnimmst (spätere Reflexion)
Was habe ich über mich gelernt?
Notiere nun deine Antwort.
Welche meiner Fähigkeiten habe ich vorher unterschätzt?
Notiere nun deine Antwort.
Welcher Spruch hätte mir bei der Entscheidung Sicherheit gegeben?
Notiere nun deine Antwort.
Was sollte ich beim nächsten Mal berücksichtigen, was ich diesmal übersehen habe?
Notiere nun deine Antwort.
24.09.2025