Neue Podcastfolge! #84 Wer auf Motivation wartet, kommt zu spät - Was wirklich hilft, wenn du innerlich leer bist, aber weißt: Ich will das trotzdem schaffen.Jetzt reinhören!

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Burn-on statt Burnout: Wenn Motivation dich erschöpft, statt zu beflügeln

Burn-on statt Burnout: Wenn Motivation dich erschöpft, statt zu beflügeln

In einer Gesellschaft, in der Motivation fast schon als Währung des Erfolgs gehandelt wird, gilt als bewundernswert, wer ehrgeizig ist, diszipliniert arbeitet, große Ziele verfolgt und sich dabei scheinbar unermüdlich selbst übertrifft. Doch so wertvoll ein innerer Antrieb auch sein mag – wir sollten darüber sprechen, dass er uns mit der Zeit auch zermürben kann. 

Denn was viele nicht wissen: Ein Burnout beginnt selten mit einem völligen Stillstand, sondern er beginnt leise und leider meist unbemerkt – mit dem Gefühl, innerlich immer leerer zu werden, obwohl man nach außen noch funktioniert. Und genau hier zeigt sich ein Phänomen, das in der psychologischen Arbeit zunehmend in den Fokus rückt: Burn-on

Was ist Burn-on? 

Burn-on beschreibt einen Zustand, in dem Menschen äußerlich engagiert, pflichtbewusst und leistungsfähig wirken – während sie innerlich längst erschöpft sind. Sie stehen morgens auf, gehen zur Arbeit, erledigen ihre Aufgaben, sind präsent, leistungsbereit, motiviert – und gleichzeitig fühlen sie sich wie ausgebrannt im laufenden Betrieb. Es ist ein Zustand stiller Erschöpfung, meist begleitet von Schlafproblemen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder einem diffusen Gefühl der Sinnlosigkeit (“Warum mache ich das eigentlich alles?”) – und doch bleibt das System in Bewegung. Denn anders als beim Burnout bricht hier nichts zusammen. Es brennt einfach weiter. 

Wenn Motivation aus einem Mangel kommt 

Nicht jede Form von Motivation ist gesund. Viele Menschen sind hochmotiviert – aber nicht aus Freude, sondern aus Angst. Sie treiben sich selbst an, weil sie etwas kompensieren wollen: die Angst zu versagen, die Angst nicht dazuzugehören, die Angst, nicht gut genug zu sein. 

Solche Ziele sind nicht intrinsisch, sondern beruhen auf inneren Mangelgefühlen, wurzeln in dem Wunsch nach Anerkennung, Kontrolle oder Sicherheit und führen dazu, dass Menschen sich selbst überfordern, weil sie glauben, sich oder anderen etwas beweisen zu müssen. 

Der innere Antreiber lautet: „Ich bin nur wertvoll, wenn ich leiste.“ Und genau diese Denkweise ist es, die langfristig nicht nur entkräftet, sondern auch entfremdet – von sich selbst, vom eigenen Körper, von der eigenen Freude. 

Woran du erkennst, dass dein Ziel nicht wirklich deins ist 

Eine einfache, aber ehrliche Kontrollfrage kann dabei helfen, die eigene Motivation zu entlarven: Würde ich dieses Ziel auch dann verfolgen, wenn niemand davon wüsste? 

Wenn die Antwort darauf nicht eindeutig „ja“ lautet, lohnt es sich, tiefer zu schauen: Ist es wirklich dein Ziel – oder ist es die Erwartung deiner Familie, deines Umfelds, deiner Branche? Ist es Ausdruck deiner Identität – oder ein Versuch, einer Norm zu entsprechen, Anerkennung zu erhalten oder dich über Leistung zu definieren? 

Ziele, die nicht auf deinen Werten gründen, rauben auf Dauer Energie. Ziele hingegen, die deine innersten Bedürfnisse widerspiegeln, schenken dir Kraft – selbst in Momenten der Anstrengung. 

Vom Funktionieren zum Fühlen: Warum wir Pausen brauchen 

In einem System, das Leistung über Regeneration stellt, gilt Ruhe als verdächtig. Dabei ist sie existenziell. Pausen sind keine Unterbrechung des Lebens – sie sind der Raum, in dem wir wieder mit uns selbst in Kontakt treten. Dort entsteht das, was in hektischen Zeiten so schnell verloren geht: Klarheit, Kreativität, Freude. Wer nur funktioniert, verliert irgendwann das Gespür dafür, was ihn wirklich bewegt. Und wer glaubt, ständig weitermachen zu müssen, verlernt zu spüren, wann genug ist. Deshalb ist es kein Zeichen von Schwäche, innezuhalten – sondern ein Akt radikaler Selbstfürsorge. 

 

Wie du deine echte Motivation wieder findest 

Wenn du spürst, dass dein Antrieb dich eher stresst als stärkt, ist es Zeit, dich deinen inneren Beweggründen zuzuwenden. Stell dir vor, niemand bewertet dich. Niemand schaut zu. Kein Applaus, keine Likes, keine Vergleichbarkeit. 
Wofür würdest du deine Energie dann einsetzen? Wofür würdest du morgens aufstehen – ganz allein für dich? 

Vielleicht hilft dir auch die Frage weiter: Was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass ich nicht scheitern kann? Diese gedankliche Freiheit kann Türen zu Zielen öffnen, die nicht aus Angst, sondern aus Begeisterung entstehen. 

Oder geh noch einen Schritt weiter: Male dir ein inneres Bild deines Ziels aus. Spüre in deinen Körper hinein: Wie fühlt es sich an, dieses Ziel erreicht zu haben? Wo in dir entsteht Wärme, Stolz, Erleichterung? Und wenn du es spürst – verstärke es. Mit einem Symbol. Mit einem Satz. Mit einer Geste. Denn unser Gehirn speichert Emotionen besser als Argumente. 

Motivation darf dich tragen, nicht treiben 

Motivation ist keine Währung, die du dir verdienen musst. Sie ist ein inneres Feuer, das dann besonders kraftvoll brennt, wenn es nicht durch Angst entfacht wurde, sondern durch Freude, Neugier und Sinn. Du musst dich nicht überfordern, um wertvoll zu sein. Du darfst auch loslassen, nachjustieren, neue Ziele wählen – oder einfach mal eine Pause machen, ohne dafür eine Rechtfertigung zu brauchen. 

Denn die Frage ist nicht, wie viel du erreichst – sondern wie gut du dich dabei spürst. Nicht, wie beschäftigt du bist – sondern wie lebendig. Und nicht, wie viele Ziele du verfolgst – sondern ob sie dich mit dir selbst in Verbindung bringen. 

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