Listicle: Sollte ich mehr oder weniger mit KI arbeiten?

von Anna Schmitz
Listicle: Sollte ich mehr oder weniger mit KI arbeiten?
Studien, die sich mit dem Nutzen von KI im Arbeitskontext auseinandersetzen, zeigen: Der Effizienzgewinn dank KI ist unbestritten, zugleich hört man von Unternehmen (zum Beispiel Klarna), die einst ganze Abteilungen auf KI-Agenten umgestellt haben und aktuell mit der Rückabwicklung beschäftigt sind: ganz so leicht ist der Mensch dann doch nicht zu ersetzen. Ein richtiger Umgang mit KI bedeutet auch zu wissen, wann sie die Arbeit erleichtert und wann sie Kompetenzen und Prozessen schmälert oder behindert. Ein Überblick.
Wann KI einen Mehrwert stiftet
Routineaufgaben erledigen: KI kann E-Mails vorschlagen, Protokolle schreiben oder Standardberichte generieren. Mitarbeitende sparen Zeit und Energie, die sie für anspruchsvollere Tätigkeiten nutzen können.
Recherche und Informationsbeschaffung: KI sammelt Daten, fasst Studien zusammen oder bereitet komplexe Inhalte auf. Wissen ist schneller verfügbar, der Überblick wird erleichtert, und man kann sich stärker auf die Interpretation und die Implikationen fokussieren.
Texte und Präsentationen vorbereiten: KI liefert erste Entwürfe, Strukturvorschläge oder Visualisierungen. Das „leere Blatt“ verliert seinen Schrecken, der Einstieg wird beschleunigt und kreative Energie kann in die Verfeinerung fließen.
Meetings begleiten: KI erstellt automatische Notizen, To-do-Listen oder Zusammenfassungen von Gesprächen. Mitarbeitende können sich ganz auf den Dialog konzentrieren und haben trotzdem eine vollständige Dokumentation.
Kundenkommunikation unterstützen: Chatbots oder Sprachassistenten übernehmen erste Anfragen oder generieren Antworten. Mitarbeitende können schneller reagieren und haben mehr Zeit für die komplexeren, persönlichen Anliegen von Kund*innen.
Lern- und Entwicklungsprozesse: KI bietet maßgeschneiderte Lerninhalte oder erklärt komplexe Themen in einfacher Sprache. Wissen wird individuell, direkt und schnell verfügbar gemacht, was die persönliche Weiterentwicklung erleichtert.
Kreative Impulse generieren: KI liefert Ideen für Kampagnen, Produktnamen oder Konzepte. Denkblockaden werden aufgebrochen, die Ideenvielfalt steigt, und Mitarbeitende haben mehr Ausgangsmaterial für ihre eigene Kreativität.
Organisation und Zeitmanagement: KI priorisiert Aufgaben, erinnert an Deadlines und optimiert Abläufe. Mitarbeitende behalten leichter den Überblick und können Stress reduzieren, weil sie besser strukturiert arbeiten.
Wann KI nicht ausreicht
Empathische Gespräche und sensible Kommunikation: KI kann Worte vorschlagen, aber keine echten Gefühle oder Zwischentöne erfassen. Kund*innen oder Mitarbeitende fühlen sich nicht verstanden oder abgefertigt, Vertrauen geht verloren.
Strategische Entscheidungen mit langfristigen Folgen: KI kann Daten analysieren, aber keine Werteabwägung treffen oder Verantwortung übernehmen. Entscheidungen wirken rational, berücksichtigen aber nicht moralische, kulturelle oder soziale Dimensionen.
Kreative Arbeit mit Originalitätsanspruch: KI generiert Vorschläge aus Mustern, die bereits existieren. Ergebnisse sind austauschbar, wirken generisch und verlieren an Differenzierung im Markt.
Komplexe Problemlösungen mit hoher Unsicherheit: KI schlägt oft den wahrscheinlichsten Weg vor, aber nicht den mutigen oder ungewöhnlichen. Chancen für echte Innovation oder Distinktion werden verpasst, da KI selten radikal Neues denkt.
Lernprozesse und Wissensaufbau: KI kann Zusammenfassungen liefern, ersetzt aber nicht das tiefe Durchdringen von Inhalten. Oberflächliches Wissen, fehlende Kompetenzentwicklung und langfristig ein Verlust von Expertise, halluzinierte Inhalte.
Juristische, ethische oder regulatorische Kontexte: KI kennt keine Verantwortung und kann Gesetze oder Normen missinterpretieren. Fehlerhafte Verträge, Verstöße gegen Compliance, rechtliche Konsequenzen.
Krisenkommunikation und heikle Situationen: In Momenten von Unsicherheit oder Konflikten zählt die menschliche Stimme und Präsenz, die Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit vermittelt. Automatisierte Antworten wirken kalt, unpassend oder verschärfen Spannungen.
Wann wir auf unsere menschlichen Fähigkeiten setzen sollten
Kontext einordnen und Bedeutung erfassen: Setze auf dein Urteilsvermögen, wenn Informationen sinnvoll im größeren Zusammenhang gedeutet werden müssen. Bevor du auf einen KI-generierten Vorschlag reagierst, frag dich: „Passt das zu unserem Ziel, zur Kultur, zur Situation? Welche Nuance fehlt vielleicht noch?“
Beziehungen gestalten und Resonanz ermöglichen: Nutze dein Einfühlungsvermögen, um Zwischentöne zu erkennen, Vertrauen aufzubauen oder Konflikte achtsam zu moderieren. Verlasse dich in sensiblen Gesprächen auf keinen Fall blind auf vorbereitete Formulierungen, sondern halte bewusst Stille aus, beobachte Körpersprache und reagiere situativ statt mechanisch.
Originalität einbringen und Haltung zeigen: Erinnere dich an deine kreative Intuition, wenn es um Ideen, Perspektiven, Werte und Differenzierung geht. Nutze KI als Sparringspartner, aber überarbeite das Ergebnis so, dass es deinen Ton, deine Sichtweise und deinen Kontext klar erkennen lässt. Das ist vor allem sprachlich sehr wichtig.
Unsicherheit halten und Raum offenlassen: Achte auf deine Fähigkeit, Spannungen und Unklarheiten nicht vorschnell aufzulösen. Gerade dann ist KI nicht hilfreich. Es gibt einfach Situationen, in denen der Mensch gefragt ist, der Fragen zulassen kann. Sag im Zweifel bewusst: „Das weiß ich noch nicht.“ Und bleib offen für ein Gespräch, statt vorschnell zu entscheiden oder zu erklären.
Werte abwägen und Verantwortung übernehmen: Greife auf dein ethisches Urteilsvermögen zurück, wenn Entscheidungen Konsequenzen für Menschen, Teams oder Gesellschaft haben. Frag dich im Sinne des Thoughtful Leaderships: „Was ist nicht effizient UND richtig, in dieser Situation, für diese Menschen, mit Blick auf morgen?“
Entwicklung begleiten und Lernprozesse ermöglichen: Verlass dich auf deine Menschenkenntnis, wenn du dich oder andere in Lernprozessen begleitest. KI kann strukturieren, Du kannst fordern, fördern und emotional andocken. Geh in echtes Feedback, frag nach, höre zu, erkenne Potenzial. Und teile selbst, wo du gerade stehst und was du brauchst, um zu wachsen.
Sinn stiften und Orientierung geben: Behalte im Blick, wozu eine Aufgabe, ein Projekt oder eine Entscheidung eigentlich jenseits der Zielerreichung dient. Frag regelmäßig: „Wozu tun wir das gerade? Was soll dadurch besser, klarer oder menschlicher werden?“ Und sprich es aus.
28.10.2025



