Die Welt | Freitag, 31. Mai 2013

So klappt es mit der Bewerbung an der Elite-Uni

Die Bewerberzahl ist hoch, die Auswahl selektiv. Wer an einer Elite-Universität studieren will, muss seine Bewerbung perfekt vorbereiten. Studenten berichten, wie sie es geschafft haben.

Es ist geschafft – Sebastian Steffen hat alle Prüfungen erfolgreich bestanden. Nach acht Semestern Studium an der renommierten Princeton University nahe New York darf er sich Bachelor of Arts nennen. Er ist einer der wenigen seiner Art – Steffen zählt zu den wenigen Deutschen, die an der Princeton University studieren.

Im Herbst 2012 meisterten gerade einmal 20 deutsche Bewerber das Auswahlverfahren um einen Bachelor-Studienplatz. Insgesamt studieren an der Princeton University rund 5200 sogenannte Undergraduates. "Die Ivy League-Universitäten suchen die besten Köpfe aus aller Welt. Das Auswahlverfahren ist daher sehr selektiv", sagt Hanaa Fawzy, Program Officer des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in New York.

Zusammen mit seinen Kommilitonen wird Steffen aus Greifswald Anfang Juni seinen Abschluss im Princeton's Economics Math Track feiern – einem Studiengang zwischen BWL und Wirtschaftsmathematik. Dabei war ein Studium an der Elite-Uni vor der Aufnahme jenseits seiner Vorstellungskraft.

"Dass ich einen Studienplatz in Princeton bekomme, hätte ich damals nicht für möglich gehalten. Es war eher Zufall", erzählt Sebastian Steffen. Ihm half der Leistungssport, denn der 24-Jährige war zu Schulzeiten erfolgreicher Leichtathlet. Mit 16 lief er über 400m in der Halle zur deutschen Jugend-Vizemeisterschaft, 2008 sprintete er bei den Deutschen Meisterschaften über 200m auf Platz fünf.

Hochleistungen im Sport erhöhen die Chancen

"Ich habe mich bei der Agentur Sport-Scholarships.com angemeldet, die europäische Athleten an US-Universitäten vermittelt", sagt Steffen. Wenig später erreicht ihn der Anruf eines Princeton-Trainers. Das war der erste Schritt für Steffen. "Er konnte mich zwar nicht direkt rekrutieren, riet mir aber, einen Bewerbungsversuch zu starten."

"Wer Leistungssport betreibt, ein Musikinstrument sehr gut beherrscht oder sich ehrenamtlich engagiert, erhöht seine Chancen", sagt Fawzy vom DAAD. Sehr gute Noten sind zwar wichtig, reichen aber nicht aus. Bewerber müssen ihre Motivation zudem in zwei Essays beweisen.

"Dabei sollen die Schüler zeigen, warum gerade sie in Princeton studieren sollten", sagt Fawzy. In einem Essay können die Bewerber ihre Persönlichkeit beschreiben, im zweiten Aufsatz antworten sie auf eine von vier vorgegebenen offenen Fragen. "Die Prüfer interessieren sich besonders für die Argumentationsweise und die Perspektive des Kandidaten", so Fawzy.

Doch die Studenten müssen ihre Fähigkeiten auch in standardisierten akademischen Tests nachweisen. Dazu absolvieren auch internationale Studenten den für Amerikaner üblichen sogenannten SAT Reasoning Test (SAT 1).

Die Vorbereitung ist hier besonders wichtig. "Im Critical Reading-Teil des SAT-Tests tauchen auch Worte auf, die ein typischer Amerikaner im Alltag nicht braucht. Daher hilft es, diese Vokabeln zu lernen", empfiehlt Steffen.

Er selbst kaufte sich zwei SAT-Übungsbücher und ein Wörterbuch, in dem die häufigsten SAT-spezifischen Vokabeln aufgelistet sind. Princeton-Bewerber müssen zudem den SAT Subject Test (SAT 2) in zwei Fächern belegen, etwa in Physik oder Biologie.

Ein Jahr Vorbereitungszeit

Ein gutes Resultat im erforderlichen TOEFL-Einstufungstest zeigt, ob die Sprachkenntnisse in Englisch ausreichen. Hanaa Fawzy empfiehlt, sich mindestens ein Jahr vor der Bewerbung auf Tests wie TOEFL und SAT vorzubereiten.

Sebastian Steffen ist stolz, in Princeton studiert zu haben. "Die Betreuung ist toll. Professoren laden zu Summer-Research-Projekten ein und viele Unternehmen bieten Praktikumsplätze während der Sommerferien an."

Außerdem seien die Kurse mit maximal 20 Studierenden meist sehr klein und die Dozenten oft bekannte Forscher. Steffen freut sich nun auf den Start ins Berufsleben – bei einer Beratungsfirma in Boston. Er kann sich aber durchaus vorstellen, nach einigen Jahren nach Princeton zurückzukehren, um dort ein Doktoranden-Programm zu absolvieren.

Nicht nur in den USA, auch in Deutschland gibt es Hochschulen, die ihre Studenten in einem aufwändigen Auswahlverfahren rekrutieren. Martin Becker* hat einen der begehrten Studienplätze an der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar in Rheinland-Pfalz erhalten. Geholfen hat ihm dabei ein Bewerbertraining.

Becker interessierte sich schon mit sechszehn Jahren für Wirtschaftsthemen. "Dabei hatte ich aber noch keine konkreten Vorstellungen, ob ein BWL-Studium wirklich zu mir passt", sagt er. Auch die Bewerbung an einer Elite-Uni lag ihm fern.

Auf die Möglichkeit, an der WHU zu studieren, wurde er erst durch die Karriereberatung Struss und Partner in Hamburg aufmerksam. "Wir bieten eine professionelle Karriereberatung für Schüler und Studenten an, die ihnen bei der Wahl passender Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten hilft", sagt Ragnhild Struss, Geschäftsführerin der Beratung.

Ein Schüler durchläuft dort verschiedene Intelligenz- und Persönlichkeitstests, die sein persönliches Potenzial prüfen. "Sie dienen dazu herauszufinden, welche individuellen Stärken und Schwächen ein Kandidat hat", sagt Struss. Becker zeigte Stärken im analytischen und logischen Denken. Zudem überzeugte er mit einer überdurchschnittlichen Leistungsbereitschaft.

Genau passend für ein BWL-Studium, auch an einer besonders fordernden Hochschule. "Wir empfehlen eine Business School wie die WHU Klienten nur, wenn wir durch die Tests überzeugt sind, dass der Schüler die entsprechenden Eigenschaften und Fähigkeiten mitbringt", sagt Struss.

Mehrstufiges Auswahlverfahren

Bis einer Zusage zu einem Bachelor-Studium an der WHU liegt vor den Bewerbern jedoch ein komplexes, mehrstufiges Auswahlverfahren. In einer Vorauswahl werden 400 Kandidaten ausgewählt – 75 Prozent nach Abiturnote, der Rest nach speziellen Persönlichkeitskriterien. Diese nehmen an der finalen Auswahlrunde teil. "Hier lernen wir die Bewerber durch Einzelgespräche, ein Kurzreferat und eine Gruppendiskussion näher kennen", sagt Steffen Löv, Programm-Direktor des Bachelor-Studiengangs an der WHU. Danach fällt die Entscheidung, wer einen der rund 190 Studienplätze erhält.

Martin Becker* buchte zusätzlich ein gezieltes Bewerbungstraining für Business Schools, das die Beratung Struss und Partner für geeignete Kandidaten durchführt. Struss erklärt: "Wir bieten als Berater Formulierungshilfen an, wie beispielsweise ein extrovertierter Typ wie Martin seine Wettbewerbsorientierung gut zur Geltung bringen kann."

Steffen Löv, Programm-Direktor an der WHU, sieht solche Bewerbertrainings eher kritisch: "In Eintagesseminaren erlernen die Bewerber meist ganz bestimmte, oft aufgesetzt wirkende Verhaltensweisen. Das erkennen die Prüfer."

Hilfreicher sei es, sich bereits während der Schulzeit in Debattierclubs zu engagieren oder in einer Rhetorik-AG mitzumachen. Auch als Schauspieler in einer Theater-AG aktiv zu sein, helfe, Unsicherheiten im Gespräch vor fremdem Publikum abzulegen. "Je langfristiger eine Trainingsmethode ist, desto mehr Erfolg verspricht sie."

Doch Grundsätzliches hilft, eine Bewerbung an der WHU aussichtsreicher zu machen, so Löv: Wer als Schwäche etwa einen Hang zum Perfektionismus angebe, dem sollten in der Bewerbung kaum Rechtschreibfehler unterlaufen.

Martin Becker jedenfalls ist froh, BWL an der WHU studieren zu können. Er sagt: "Ich habe selten so viele Menschen auf einem Haufen getroffen, die ich interessant finde."

*Name von der Redaktion geändert

Mit freundlicher Genehmigung von Michael Eiden